Das Akronym ZePaK bedeutet Zecken und ihre Pathogene im Klimawandel. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit und durchgeführt am Robert Koch-Institut.
Die vergangenen Jahre waren auch in Deutschland ungewöhnlich warm und trocken. Es ist anzunehmen, dass sich durch diese Tatsache begünstigt die Zeckenfauna regional verändert hat.
Ziel des Projektes ist die Erforschung, welche Zeckenarten eventuell neu vorkommen und welche Krankheitserreger sie in sich tragen. Neue Zeckenarten zeigen ein anderes Verhalten als die heimischen Zecken und können mit bisher unbekannten Pathogenen belastet sein und diese potentiell auf Menschen übertragen. Ziel ist es, hierzu eine Struktur zu entwickeln und zu pilotieren.
Durch Aufklärungsmaßnahmen soll das Wissen besonders über exotische Zecken und über durch sie übertragene Krankheiten erhöht werden. Es sollen angepasste Verhaltensweisen und Schutzmaßnahmen vor Zeckenstichen im Allgemeinen und der exotischen Zecken vermittelt werden. Eben durch diese Aufklärung werden Bürger und Bürgerinnen in einem Citizen Science Projekt motiviert, Zecken zu sammeln und dem RKI zur Verfügung zu stellen. In dem zu pilotierenden zentralen Werkzeug des Projektes werden diese Parasiten sowie deren gegebenenfalls gefundenen Pathogene auf einer Online-Zeckenplattform erfasst und Informationen über das Vorkommen von Zecken und durch sie übertragene Krankheiten zur Verfügung gestellt werden.
Schon die in Deutschland heimischen Zecken wie der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) stellen in Deutschland ein erhebliches Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose treten jedes Jahr neu bei mindestens 214.000 Menschen in Deutschland auf (Enkelmann et al. 2018). Darüber hinaus können Zecken zu weiteren behandlungsbedürftigen Erkrankungen führen (z. B. Rickettsiosen), die in Deutschland noch wenig bekannt sind und ggf. übersehen werden.
Es ist zu erwarten, dass sich sowohl die Zeckenfauna als auch die durch Zecken übertragenen Erkrankungen im Rahmen des Klimawandels verändern. Ebenso verändern sich damit Präventionsmaßnahmen. Im Vordergrund sollten dabei die Interaktionen zwischen Umwelt, Mensch und Tier stehen. Bisher wird die Zeckenproblematik jedoch nicht ausreichend in einem One Health-Ansatz betrachtet.
In den letzten Jahren wurden neue Zeckenarten wie Auwaldzecken (Dermacentor reticulatus), Reliktzecken (Haemaphysalis concinna), braune Hundezecken (Rhipicephalus sanguineus) und Zecken der Gattung Hyalomma in Deutschland beobachtet.
Speziell Reliktzecken und Zecken der Gattung Hyalomma sind Vektor und Reservoir gefährlicher Krankheiten. Die Reliktzecke gilt in ihrem Hauptverbreitungsgebiet in Asien als Reservoir und Vektor des „severe fever with thrombocytopenia syndrome” (SFTS), also des schweren Fiebers mit Thrombozytopenie-Syndrom. Zecken der Gattung Hyalomma übertragen das Krim-Kongo-Fieber. Auwaldzecken übertragen das Omsk-Hämorrhagische Fieber.
Die neuen Zeckenarten zeigen unterschiedliche und vom Holzbock abweichende ökologische Bedürfnisse und Verhaltensweisen. Während der heimische Holzbock Mindesttemperaturen von 7 bis 10° Celsius benötigt, ist die Auwaldzecke vor allem in der kühleren Zeit aktiv. Der Holzbock benutzt für das Auffinden der Wirte eine Hinterhaltsstrategie und wartet, bis er von seinen Wirten abgestriffen wird. Auwald-, Relikt- Hyalomma- und auch die Braune Hundezecke sind Laufzecken, die aktiv nach Wirten suchen und sich zu diesem Zweck mitunter schnell auf ihre Wirte zubewegen können. Deswegen müssen auch andere Verhaltensweisen im Hinblick auf die Prophylaxe gegen Zeckenstichen definiert werden.
Die Gefahr von einer Zecke gestochen zu werden beschränkt sich nicht mehr nur auf Frühling und Sommer, sondern Zeckenstiche treten auch im Winter auf. Die Auwaldzecke breitet sich stark aus, so dass wie bei der aus der gleichen Gattung stammenden Winterzecke (Dermacentor albipictus) die Gefahr besteht, dass das ökologische Gleichgewicht verloren geht und auch große Tiere wie Elche unter der Zeckenlast so leiden, dass sie durch den Blutverlust sterben und die Art in ihrem Bestand bedroht wird. Derartig wesentliche Veränderungen der Ausbreitung können auch in Deutschland nicht ausgeschlossen werden.