Reliktzecke (Haemaphysalis concinna)

Haemaphysalis concinna, die Reliktzecke, ist in Deutschland nur an wenigen Orten gefunden worden. Allerdings gibt es nahe der polnischen Grenze stabile Populationen und vermutlich kommt sie noch an anderen Stellen vor. Die Übertragung von Krankheitserregern ist für Deutschland derzeit noch nicht beschrieben. Die Reliktzecke gilt aber als Überträger für verschiedene Bakterien und Viren [1].

Wie der Gemeine Holzbock gehört die Reliktzecke zu den Ixodidae. Die Palpen (Taster an den Mundwerkzeugen) ragen oberhalb der Basis zur Seite. Die Basis ist kurz und breit. Der Körper dieser Schildzecke ist fast rund. Eine Musterung oder Augen sind nicht vorhanden. Sie sind gut an den Einkerbungen am unteren Rand der Körperrückseite zu erkennen welche auch bei Larven und Nymphen zu finden sind. Ausgewachsene, ungesogene Weibchen haben eine Länge von bis zu 4 mm. Der wichtigste Wirt für adulte Reliktzecken sind Rehe. Sie werden aber auch auf Rindern, Pferden, Hunden, Katzen und Hasen gefunden. Ihre Nymphen und Larven sind in der freien Natur auf Wirtssuche und kommen auf Rehen, Igeln, Nagern, Reptilien und Vögeln vor. Außerdem wurden Nymphen auch auf Menschen gefunden. Die Reliktzecke kommt in Frankreich, Deutschland und Polen vor. Ostwärts wurden Vorkommen in China und Japan beobachtet. In Deutschland wurde sie nahe Hannover, in Lüneburg und Südhessen beobachtet [2].

Die Reliktzecke bevorzugt im gesamten Verbreitungsgebiet lichte und feuchte Laub- und Mischwälder mit Buschunterholz, Waldlichtungen und Eichenwaldrand und kommt auch in Ufervegetation vor. Dort warten adulte Reliktzecken auf ihren Wirt auf den Zweigen von Sträuchern. Adulte Zecken sind ab Mitte April aktiv und zahlenmäßig vorherrschend in den Monaten Juni bis August. Die Larven sind von Ende Mai bis Oktober aktiv. Die Nymphen sind von Mitte April bis Oktober aktiv. Der gesamte Lebenszyklus dauert drei Jahre [3].

Relevanz als Krankheitsüberträger

Die Reliktzecke wird mit Francisella tularensis, ein Bakterium das Auslöser der Tularämie (Hasenpest) ist, und dem FSME-Virus assoziiert. Es wurde außerdem beschrieben, dass die Zecke Rickettsia sibirica übertragen kann. Für Borrelia spp. scheint die Reliktzecke kein guter Vektor zu sein [2, 3].
In China konnte desweiteren das SFTS-Virus in Reliktzecken nachgewiesen werden. Es löst das Schweres-Fieber-mit-Thrombozytopenie-Syndrom aus das mit Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Lymphadenopathie, Anorexie, Übelkeit, Myalgie, Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen und Zahnfleischbluten assoziert ist. Zwar ist das SFTS-Virus in Reliktzecken nachgewiesen worden, es wurde aber noch nie die Übertragung von SFTS auf den Menschen durch die Reliktzecke beobachtet [4, 5].
Als humanpathogenes Bakterium, das durch die Reliktzecke übertragen wird, ist ebenfalls Coxiella burnetii, der Erreger des Q-Fiebers, zu nennen. Q-Fieber ist eine weltweit auftretende Erkrankung mit komplizierten Zoonosekreisläufen. Der Erreger ist Angehöriger der Ordnung der Rickettsiales, wird aber wegen bestimmter Eigenschaften in eine eigene Gattung Coxiella gestellt. Beim Q-Fieber handelt es sich um eine akute, fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung, die manchmal mit atypischer Pneumonie, seltener mit einer Hepatitis einhergeht. In ca. 1% der Fälle entsteht eine chronische Infektion [6,7]

Quellen

[1] Robert Koch-Institut

[2] P. Hagedorn, “Untersuchung von Zecken als Marker für die Gefährdung durch von ihnen übertragene Krankheiten”. PhD thesis, Freie Universität Berlin, Berlin, 2013.

[3] J. Nosek, “The Ecology, Bionomics and Behaviour of Haemaphysalis (Haemaphysalis) concinna Tick”, Z.Parasitenk, Springer-Verlag, 1971.

[4] K. Meng, W. Sun, Z. Cheng, H. Guo, J. Liu, T. Chai, “First detection of severe fever with thrombocytopenia syndrome virus in the tick species Haemaphysalis concinna in Shandong Province, China”, Parasitology Research, vol. 114, pp. 4703–4707, Dec. 2015.1

[5] J. Sun, Z. Gong, F. Ling, R. Zhang, Z. Tong, Y. Chang, E. Chen, Q. Liu, J. Lin, Z. Chen, J. Jiang, “Factors associated with Severe Fever with Thrombocytopenia Syndrome infection and fatal outcome”, Scientific Reports, vol. 6, p. 33175, Dec. 2016.

[6] J. Süss, V. Fingerle, K.-P. Hunfeld, C. Schrader, B. Wilske, “Durch Zecken übertragene humanpathogene und bisher als apathogen geltende Mikroorganismen in Europa: Teil II: Bakterien, Parasiten und Mischinfektionen” Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung- Gesundheitsschutz, vol. 47, pp. 470–486, May 2004.

[7] Robert Koch-Institut